CHINA AI2X BRIEFING

How AI is reshaping China’s Industries


Künstliche Intelligenz in der Wüste Gobi: Wie China seine grüne Transformation mit großen Energie-Modellen beschleunigt

Die KI verschlingt nicht nur riesige Mengen an Strom, sondern optimiert in Form spezialisierter Modelle auch moderne Solar- und Windkraftanlagen

Published on Dec 24, 2025

Envision’s Chifeng Net Zero Hydrogen Industrial Park. Photo: Envision Group

Die Künstliche Intelligenz gilt als extrem hungrig für Energie, aber sie hilft auch neue zu erzeugen. Das Energieunternehmen Envision optimiert in Chifeng im Norden Chinas mit KI seine Sonnen- und Windkraftanlagen. Mit dem perfekt ausbalancierten Ökostrom kann mehr grüner Wasserstoff erzeugt werden als bisher.

Zhang Jian, Envisions Chefingenieur für Wasserstoffenergie, vergleicht das von seiner Firma entwickelte KI-Modell Tianshu mit „einem Dirigenten“, der den Stromverbrauch der Anlage den momentanen Schwankungen des Wetters anpasst.

Wenn der Wind hier am Rande der Wüste Gobi besonders kräftig weht, werden die Elektrolyseure der Anlage bis zum Anschlag hochgefahren, um so wenig von der erneuerbaren Energie zu verschwenden wie möglich. Und vice versa.

Es gebe wohl kaum einen besseren „Trainingsplatz für verkörperte KI“ in Energiesystemen als im rauen Klima der Inneren Mongolei, sagte Zhang Lei, der Vorstandsvorsitzende der Envision Group aus Shanghai. Entweder gibt es zuviel Sonne, oder sie ist wegen Sandstürmen tagelang nicht zu sehen. Das erzeugt ideale Daten, um große KI-Modelle zur Regulierung der Stromlast zu trainieren.

Dank der Integration von KI sei es möglich, diese derzeit weltweite größte Anlage zur Erzeugung von Wasserstoff ausschliesslich mit erneuerbaren Energien zu erzeugen, so Zhang.

Da zusätzlich mit einem KI-Wettermodell besonders akkurate Vorhersagen genutzt werden, habe man im Energiesystem der Anlage das passive Reagieren auf Sonne und Wind durch pro-aktives Optimieren ersetzen können.

So unterstützt die KI Chinas Energiewende. Schon sinkt durch die Leistungsoptimierung der Preis für grünen Wasserstoff und grünes Ammoniak, das in chinesischen Stahlwerken, Chemieanlagen und Raffinerien zunehmend als alternativer, sauberer Energieträger und als Ersatz für Kohle oder Koks eingesetzt wird.

In Chifeng wird auch grüner Ammoniak produziert. Innerhalb von zwei Jahren wolle man ab jetzt mithilfe von KI die Preise für grünem Ammoniak denen von grauem Ammoniak angleichen, heißt es in Chifeng. Bei dessen Erzeugung aus Erdgas entstehen noch große Mengen von Treibhausgasen. Selbst wenn sich diese Prognose als zu optimistisch herausstellen sollte: das Potenzial ist sicherlich groß.

Hier entstehen gerade die fortschrittlichsten Formen von Embodied AI und Energiesystemen mit KI der Erde.

Zhang Lei, der Vorstandsvorsitzende der Envision Group

„Hier entstehen gerade die fortschrittlichsten Formen von Embodied AI und Energiesystemen mit KI der Erde“, sagt der Topmanager von Envision. Die Lösungen, die man am Rande der Wüste Gobi entwickele, liessen sich gut auf andere industriellen Szenarien übertragen, etwa die Erzeugung von grünem Stahl oder grüne Rechenzentren.

In China gibt es besonders großen Bedarf für den Einsatz von KI in Energieanlagen und auch im Stromnetz, weil hier der Zuwachs an erneuerbaren Energien Jahr für Jahr besonders groß ist. Wo immer mehr grüner Strom ins Netz eingespeist wird, muss auch immer mehr reguliert werden. Die KI schafft das in Millisekunden und lernt zudem noch ständig dazu.

Doch auch in anderen Ländern, die Sonnen- und Windkraftanlagen ausbauen, gibt es diesen Bedarf für mit KI modernisierte Betriebssysteme. Im November hat Envison sein „größtes KI-Energiesystem der Erde“ ins Ausland verkauft, berichtete das chinesische Fachportal Huanqiu Lingtan. Das Unternehmen habe einen Vertrag mit Statera Energy in Großbritannien über den Einsatz seiner Entwicklung in einem Energiespeicher in Carrington unterzeichnet, hieß es.

Was in Chifeng entwickelt worden ist, beginnt also gerade, ersten Energieversorgern in Europa die Feinregulierung ihrer Systeme durch KI zu ermöglichen. Mittel- und langfristig, so war kürzlich einem Vortrag von Zhang Lei auf einem Fachkongreß für verkörperte KI und Energie in Peking zu entnehmen, werden die Algorithmen die gesamte Energiewirtschaft gründlich verändern.

Systemlösungen im Energiebereich erreichten mit KI einen geschlossenen Loop aus „Prognose, Einsatzplanung, Handel und Selbstlernen“ sagte Zhang auf der Konferenz. Energie-Speichersysteme etwa würden künftig keine „bloße Aneinanderreihung von Anlagen mehr sein, sondern sich zu einem Ökosystem „intelligenter Agenten“ entwickeln“.

Das werde auch den Wettbewerb in der Industrie verändern, glaubt man in China. Klassische Assets wie materielle Vermögenswerte würden gegenüber neuen „KI-Assets“ relativ gesehen an Wert verlieren.

In einer Zeit, in der viel von „energiehungrigen Datenzentren die Rede ist, wenn der Begriff KI fällt, sind die Fortschritte in der Elektrolyse-Anlage von Chifeng ermutigend. Prognosen sagen voraus, dass Datenzentren allein in China bis 2030 pro Jahr mehr als 1.000 Terawattstunden Strom verbraucht werden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Chinas Ingenieure hoffen trotzdem, dass die KI dank ihres enormen Potenzials in der Energieindustrie unterm Strich mehr Nutzen als Schaden bringen könnte. So oder so haben sie begonnen, sie als eine Technologie von vielen für die grüne Transformation der chinesischen Wirtschaft einzusetzen.

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