Die Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen erreicht den chinesischen Endkunden
➤ Regulatorisches: Chinas Krankenversicherung muss für KI bezahlen
➤ Infrastruktur: Unternehmen, Forschung und Regierung bauen sich gemeinsam einen KI-Cluster in Hangzhou
➤ Unternehmen": KI-App „Ant Afu“ erreicht 15 Millionen aktive Nutzer pro Monat
Published on Dec 24, 2025

➤ Regulatorisches
Die „KI-gestützte Diagnose“ ist am 19. Dezember in China erstmals in eine Leitlinie mit Preiskategorien für pathologische medizinische Dienstleistungen aufgenommen worden. Damit ist die KI im chinesischen Krankenwesen auf dem Weg, erstattungsfähig zu werden.
Chinas Nationale Behörde für die Krankenversicherung NHSA (National Healthcare Security Administration oder 国家医疗保障局) hat die KI-gestützte Diagnose an dem Tag in einer neuen Leitlinie für Preiskategorien für pathologische medizinische Dienstleistungen als eine von insgesamt 29 Preispositionen erwähnt. Damit taucht die KI erstmals im Kanon der Leistungen auf, die über die Krankenversicherung abgerechnet werden können.
Für medizinische Dienstleister aller Art signalisiert dieser Schritt, dass ihnen der chinesische Gesundheitsmarkt schon bald für Produkte und Dienstleistungen mit KI offen steht.
Für Ärzte und Krankenhausverwaltungen räumt er die Unsicherheit aus dem Weg, ob und wie KI im klinischen Alltag eingesetzt werden kann.
Es wird allgemein erwartet, dass pathologische Proben und Diagnosen nur der erste von vielen Bereichen ist, in denen die Regierung den Einsatz von KI in den bisherigen Kanon der Medizin aufnehmen wird.
Die Erwähnung legt nun den ersten Grundstein für eine geordnete Kommerzialisierung der KI im chinesischen Gesundheitswesen, auch wenn im nächsten Schritt erst noch in den Provinzen genaue Preise ausgearbeitet werden müssen.
➤ Infrastruktur
In Hangzhou hat am 20. Dezember im Stadtteil Xiaoshan ein neuer Cluster für „medizinische Künstliche Intelligenz“ eröffnet. Darin sind bislang 20 Unternehmen angesiedelt. Gemeinsam mit Universitäten und Forschungseinrichtungen wie der Chinesischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften oder der nahegelegenen Zhejiang-Universität soll zudem eine „Lehr- und Ausbildungsbasis“ aufgebaut werden, berichtete das Nachrichtenportal Zhongxinwang. (Auf Chinesisch).
Computerwissenschaftlern und Startups werden Ressourcen wie Rechenleistung, medizinische Datenbasen und eine Plattform zur Modellentwicklung, zum Testen und Evaluieren von KI-Lösungen zur Verfügung gestellt. Auch bei der Kommerzialisierung neuer Geschäftsideen soll es Unterstützung geben.
Dieser offiziell „National AI Application Pilot and Validation Base (Healthcare) - Zhejiang“ genannte Cluster solle künftig von Hangzhou aus die KI im gesamten Gesundheitswesen Chinas verbreiten, hieß es anlässlich der Eröffnung.
Von führenden Science & Technology-Clustern dieser Art gibt es in China inzwischen mehr als irgendwo sonst auf der Erde, wie dem Global Innovation Index der „World Intellectual Property Organization“ (WIPO), einer UN-Agentur in Genf, zu entnehmen ist.
Obwohl es sich hier derzeit noch um einen kleinen Cluster handelt, wiederholt China hier also für die Künstliche Intelligenz in der Medizin ein schon vielfach erprobtes Erfolgsrezept nicht nur zur Inkubation von Startups, sondern auch zur Schaffung kompletter innovativer Ökosysteme aus Wirtschaft, Forschung, Lehre, örtlichen Regierungen und Geldgebern.
➤ Unternehmen
Der Fintech-Konzern „Ant Group“ hat am 15. Dezember seine KI-Gesundheits-App von „AQ“ in „Ant Afu“ umbenannt. Im Zuge des Rebranding und nach einem Software-Update ist die Zahl der aktiven monatlichen Nutzer der App auf mehr als 15 Millionen in die Höhe geschossen, berichtete die Online-Ausgabe der Wirtschaftszeitung Jingji Cankao Bao. (Auf Chinesisch).
Die APP steht den Nutzern für medizinische Fragen aller Art zur Verfügung, beantwortet die einfacheren davon und empfiehlt bei ernsteren Fragen eine fachärztliche Beratung auf entsprechenden Online-Portalen. Anders als bei früheren Ausgaben sei Ant Afu nach dem letzten Upgrade auch in der Lage, Rückfragen zu stellen und sei bemüht, als „Companion“ oder „virtueller Familienarzt“ akzeptiert zu werden.
55 Prozent der Nutzer lebten außerhalb der Metropolen, wo die medizinischen Versorgung noch immer zu wünschen übrig lässt. Mehr als 500 Fachärzte sind mit virtuellen Avataren vertreten und können so 100.000 Konsultationen oder mehr in kurzer Folge absolvieren.
Mehr als die Hälfte der Fragen wiederholten sich immer wieder, seien daher von der KI problemlos zu beantworten, hieß es dazu in chinesischen Medienberichten. Neben Ratschlägen für Sorgen während der Schwangerschaft gibt es über die APP auch Tipps zu Vorsorgeuntersuchungen oder zum Abnehmen.
